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Zecken, Erkrankungsrisiko durch Zeckenstich und FSME-Impfung

 

Jedes Jahr im Sommer, wenn nahezu überall im Freien das Risiko besteht, von einer Zecke gestochen zu werden, stellt sich für viele Eltern die Frage, was tun, wenn ich bei meinem Kind eine Zecke entdecke, was kann passieren, auf was muss ich achten, bzw. soll ich mein Kind eine "Zecken-Impfung" erhalten?

 

Wo leben Zecken?

Zecken sind Spinnentiere, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren ( z.B. Mäuse, Igel, Rehe, Vögel aber auch Menschen). Hierzulande kommt am häufigsten die Schildzecke vor, sie bevorzugt als Lebensraum feuchte Wiesen an Waldrändern, auf Lichtungen und an Bachläufen aber auch in Gärten. Ihre Stechaktivität hängt auch mit der Luftfeuchtigkeit zusammen; nach Regentagen sowie im Frühling und Herbst kommen Zeckenstiche häufiger vor als in trockenen Sommern. Zecken lauern in der Regel auf Grashalmen weswegen Zeckenstiche häufiger an den Beinen als an anderen Körperstellen auftreten, sie können aber auch bis ca. 1,50 m hoch auf Büsche klettern, lassen sich aber nicht, wie häufig behauptet, von Bäumen fallen. Man bemerkt Zeckenstiche in der Regel nicht, weil die Zecke, damit sie in Ruhe lange genug saugen kann, mit ihren Speichel eine schmerz- und entzündungshemmende Substanz in die Haut spritzt.

 

Schutz vor Zecken:

Vor Zeckenstichen kann man sich durch das Tragen geeigneter Kleidung (helle, langärmlige Kleidung, lange Hosen, geschlossene Schuhe, Socken über die Hosenbeine) schützen. Da dies bei Kindern und an warmen Tagen nur bedingt durchführbar ist, sollte man Kinder jeden Abend nach Aufenthalt im Freien von oben bis unten nach Zecken absuchen. Oft sind die Tiere nur als kleiner dunkler Punkt auf der Haut sichtbar. Vor allem sollten Sie auch an unerwarteten Stellen nachschauen: am behaarten Kopf, in Hautfalten , im Schritt, hinter den Ohren! Es gibt auch Zeckenschutzmittel zum Einreiben (mit Duftstoffen , die Zecken nicht mögen), diese sind jedoch auch nur bedingt und vor allem max. 2-3 Stunden wirksam.

 

Wie verhalte ich mich bei einem Zeckenstich?

Die Zecke sollte umgehend entfernt werden, da für manche durch Zecken übertragene Erkrankungen die Saugdauer eine Rolle spielt. Dazu sollte man die Zecke möglichst nah an der Haut mit einer Zeckenzange oder einer dünnen Pinzette packen ( den Zeckenkörper nicht dabei quetschen ) und sie vorsichtig herausziehen! Sollten Sie sich die Entfernung nicht selbst zutrauen, können Sie dazu natürlich jederzeit in die Praxis kommen . Sollte beim Entfernen der Zecke ein kleiner Rest der Bisswerkzeuge in der Haut verbleiben, ist dies in Bezug auf übertragbare Krankheiten unproblematisch. Solange sich die Stelle nicht entzündet, kann man kleine Reste auch belassen.

 

Welche Erkrankungen werden durch Zecken übertragen? Auf was muss ich achten?

Am häufigsten kommen die Borreliose ( Bakterien ) und die Frühsommer-Meningo-Encephalitis ( FSME-Viren ) vor:

 

Die Borreliose

ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Deutschland (auch in München und Umgebung verbreitet). Wenn Zecken bald entfernt werden ( weniger als 24 Std. Bissdauer ) ist die Übertragungswahrscheinlichkeit gering ( s.o. ).

Die Erkrankung kann Hautsymptome hervorrufen, aber auch später das zentrale Nervensystem, die Gelenke, das Herz, die Muskeln und die Augen befallen.

Häufigstes Erstsymptom, auf das Sie achten sollten, ist die sog. Wanderröte ( Erythema migrans ), eine ringförmige Hautrötung die nach ca. 1-3 Wochen  selten auch bis zu 6 Wochen um die Einstichstelle auftreten kann. Andere Symptome durch Borrelien können auch noch Monate nach dem Stich auftreten. In aller Regel ist eine Borreliose durch Antibiotikagaben gut behandelbar und hat im Kindesalter eine gute Prognose. In Europa gibt des derzeit noch keinen Impfstoff gegen Borrelien. Die Erkrankung hinterlässt keine bleibende Immunität, man kann sie auch mehrfach bekommen.

Aber : nur 5% der Menschen die mit Borrelien infiziert wurden erkranken auch daran !!

 

Die FrühSommerMeningoEncephalitis (FSME, engl. TBE (tick borne encephalitis))

ist eine Viruserkrankung, die das zentrale Nervensystem des Menschen befällt. Nach Übertragung des FSME-Virus erkranken nur etwa 10-30% der Infizierten (in Deutschland ca. 200 Menschen pro Jahr). Typischerweise verläuft die Krankheit in 2 Phasen. Nur 10-30 % der so Erkrankten zeigen dann nach 1-3 Wochen schwerere neurologische Krankheitsbilder. Bei Kindern werden in der Regel eher gutartige meist nur die Hirnhäute (Meningitis) betreffende Krankheitsbilder beobachten. Schwere Hirnentzündungen (Encephalitis) mit Krampfanfällen, Koma und bleibenden neurologischen Schäden und seltenen Todesfällen treten fast nur im Erwachsenenalter auf.

FSME tritt nur in bestimmten Gebieten auf. München zählt (noch) nicht dazu. In Bayern sind vor allem der Bayerische Wald und Niederbayern entlang der großen Flüsse betroffen. Genaue Karten über Risikogebiete auch in den umliegenden Bundesländern / Länder finden sie im Internet z.B. unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_FSME.pdf?__blob=publicationFile, www.Zecke.at (Österreich) www.br.online.de/umwelt-gesundheit. Sie können die Karten aber selbstverständlich auch in der Praxis einsehen.

 

Die FSME-Impfung, wann ist sie sinnvoll?

Gegen FSME gibt es eine Impfung, die für Personen empfohlen ist, die in Risikogebieten leben oder sich vorübergehend dort aufhalten und sich dabei in der freien Natur bewegen.

Geimpft werden können Kinder ab 1 Jahr. Es werden 3 Impfungen benötigt (Auffrischung nach 1-3 und nach 9-12 Monaten sowie anschließend alle (3-)5 Jahre). Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie rät aufgrund der guten Prognose der Erkrankung im Kindesalter vor allem bei Kindern unter 3 Jahren auch in Risikogebieten die Impfindikation zurückhaltend zu stellen! Die Wahrscheinlichkeit selbst in einem Hochrisikogebiet an FSME zu erkranken beträgt 1 Erkrankter auf 1000-2000 Zeckenstiche. In der Schweiz wird die Impfung für Kinder erst ab dem (Vor)schulalter empfohlen. In der Regel ist der Impfstoff jedoch gut verträglich. Die Fieberrate bei älteren Kindern liegt bei 5% nach Impfung. Vorübergehende Allgemeinsymptome, sowie leichte Lokalreaktionen an der Injektionsstelle kommen vor. Schwerere Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen sind sehr selten. Bei einem kurzen Urlaubsaufenthalt in einem Risikogebiet ist eine Impfung sicher Ermessenssache, wird aber auch auf Ihren Wunsch gerne von uns durchgeführt oder besprochen.

 

 

Letzte Änderung 1 2020